Heute steht der letzte „volle“ Tag an, bevor wir morgen unsere Abschlussprüfung ablegen und anschliessend die Whisky-Buble von Campbeltown verlassen. Auf dem Programm stehen dafür heute zwei Highlights. Zum einen können wir den Stillmans bei der Fermentation und dem Distilling über die Schultere schauen, zum anderen werden wir in einer Blending Session unser eigenes Graduation Geschenk herstellen – eine Flasche Springbank genau nach unserem Geschmack.
Da während dem Fermenting und Distilling nicht wirklich viel passiert, haben wir die Gelegenheit genutzt und tausend Fragen zum genauen ablauf gestellt. Und nach der tausend und ersten Frage ist das Licht angegangen und ich habe den Prozess von Springbank verstanden.
Wichtig zu wissen ist , dass für die „Springbank Whisky’s“ Hazelburn, Longrow und Springbank der Spirit unterschiedlich Distilled wird. Longrow wird doppelt gebrannt, Hazelburn dreifach und Springbank etwa 2.88 mal. Hazelburn und Longrow werden nur zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr gebrannt, dementsprechend haben wir das Vorgehen für die 2.88-fache Destilation beobachten können.
Bevor etwas gebrannt werden kann, wird als Ausgangspunkt eine Flüssigkeit mit Alkohol benötigt. Dazu wird etwa 21’000 Liter „Wort“ – bei Springbank das Resultat aus dem ersten und zweiten Wasser der Mashtun – in eine der 6 Washbacks gepumpt. Während dieses Vorgangs wird dem ganzen 75 Kilo Hefe hinzugefügt. Über die nächsten gut 110h – Springbank kennt hier keine genaue Messtechnik sondern arbeitet nach Gefühl bzw. gemäss der Einschätzung des Stillmans – frisst die Hefe den Zucker und produziert dabei Alkohol und CO2. Nachdem die Fermentierung abgeschlossen ist, heisst die Flüssigkeit „Wash“ und hat einen Alkoholgehalt von etwa 6%. Das ganze wird nun via „Wash Receiver“ in der Wash Still gebrannt. Das gesamte Destilat gelangt anschliessend in den Low Wines Receiver. Von dort aus geht ein Teil weiter in die Spirit Still 1 (Oder auch Low Wines Still 1) und wird ebenfalls komplett destiliert. Das Resultat landet wiederum im Feints Receiver. Von hier wird es weiter in die Spirit Still 2 gepumpt wobei zusätzlich noch 12cm der Low-Wines aus dem ersten Durchgang hinzugefügt wird.
Eine kleine Anmerkung zwischendurch: Die Stillmans messen den Inhalt der Stills nicht in Litern, sondern in der Höhe des Füllstandes.
Dadurch, dass somit ein kleiner Teil des Spirits in diesem Durchgang nur bereits einmal gebrannt wurde, entsteht diese komische Anzahl. In diesem letzten Durchgang werden nun auch die klassischen Cuts relevant. Sobald die Temperatur hoch genug ist und der Spirit im Spirtsafe eintrifft, werden für rund 45 Minuten die „Fore Shots“ oder der „Head“ in den Low Wines Receiver geleitet. Anschliessend folgt während rund 6h der „Middle-Cut“ oder das „Heart“. Das ist der New Make Spirit, welcher in den Spirit Receiver geleitet wird und anschliessend auch in den Fässern landet. Zu guter letzt folgt der „Tail“, welcher ebenfalls wieder im Low Wines Receiver landet.
Während dem „Middle Cut“ fällt der Alkoholgehalt des Spirits von rund 76% bis runter auf etwas über 60%. Dementsprechend verändert sich auch der Geschmack des New Make Spirits. Trotz dem hohen Alkoholgehalt ist der Spirit sehr fruchtig und süss und kann problemlos getrunken werden – natürlich nur im Mass 😉
So wiederholt sich das ganze Spiel während fünf Tagen in der Woche, bevor die Brennblasen über das Wochende ausgeschaltet werden.
Nach dem letzten ausgiebigen Mittagessen in der Unterkunft erhielten wir am Nachmittag eine Führung durch die Glengyle Distillery. Die Distillery gehört ebenfalls der J&A Mitchel & co Ltd. (Der Firma bzw. dem Trust, der auch Springbank gehört) und befindet sich auch unmittelbar neben, bzw. auf dem Gelände von Springbank. Eine besonderheit hier ist, dass der Whisky, der dort produziert wird, nicht Glengyle genannt werden darf, da die Rechte an diesem Namen bei einer anderen Firma liegen (und diese Firma einen absoluten Wucherpreis für die Rechte verlangt hat). Dementsprechend heisst der Single Malt der dort produziert wird „Kilkerran“ – was sich aus dem Gälischen Wort für Campbeltown ableitet.
Im Gegensatz zu Springbank ist bei Glengyle alles ziemlich modern und sehr nahe zusammen bzw. auf einem Stockwerk gebaut.
Glengyle bezieht praktisch das gesamte Malt von Springbank. Ebenfalls werden alle Fässer in den Warehouses von Springbank gelagert. Die Produktion bzw. das Brennen übernehmen ebenfalls die Leute von Springbank. Das hat zur Folge, dass Glengyle nur während den letzten 4 Monaten im Jahr betrieben wird. Also in den nächsten Wochen wird der Betrieb bei Springbank eingestellt und das Team wechselt die 100m rüber in die Glengyle Distillery und produziert für den Rest des Jahres den Kilkerran Whisky.
Als krönender Abschluss des Tages folgte die Blending Session. Jeder von uns hatte insgesamt 6 Springbank Single Malts aus verschiedenen Fässern zur Auswahl. Daraus konnte jeder seinen ganz individuellen Springbank zusammensetzen und anschliessend abfüllen.
Aus folgenden Fasstypen konnten wir auswählen:
- First Fill Bourbon Barrel (14 Years old)
- Refill Sauternes Hogshead (11 Years old)
- Refill Port Hogshead (11 Years old)
- Refill Rum Barrel (15 Years old)
- Refill Sherry Hogshead (11 Years old)
- First Fill Sherry Hogshead (14 Years old)
Nach einigem hin und her und natürlich auch nach einigen Drams haben wir alle unsere Flasche abgefüllt und haben dafür sogar ein eigenes Springbank Etikett erhalten.
Die Freude hielt sich aber bis anhin noch in Grenzen – denn die letzte Prüfung morgen steht noch aus. Denn nur wer das Examen besteht, darf seinen Whisky auch nach Hause nehmen!
Dementsprechend bin ich weg – ich muss noch für das Examen lernen! Wäre schade um den guten Stoff….. 😉
Claudia
Good luck✊🏻🤭