Der erste Tag startete standesgemäss mit einem Full Scottisch Breakfast. Dies sei zwingend notwendig, damit man in der Distillery die nötige Energie hat um tüchtig mitarbeiten zu können.

Nachdem wir die Energie getankt haben, sind wir die wenigen Hundert Meter zur Distillery gelaufen und wurden dort von der Warehouse and Botteling Managerin empfangen. Mit ihr haben wir eine kurze Tour durch die gesamte Distillery erhalten. Dabei handelte es sich natürlich nur um eine „schnellbleiche“, damit man sich auf dem Gelände nicht verlief.
Nach der kurzen Tour wurden wir direkt zum ersten mal gefordert. Springbank hat zwei sogenannte Malt Floors. In diesen Räumen kann bis zu 13 Tonnne Barley (Gerste) ausgelegt und bearbeitet werden. Das Ziel hier ist es, dass die Gerste zu keimen beginnt und so Zucker entsteht, welcher später wiederum für die Fermentation wichtig sein wird.

Der erste Raum wurde am vergangenen Donnerstag ausgelegt, wir durften heute beim Ausbreiten des zweiten Stocks helfen. Dazu musste ein 11t Haufen Gerste schön gleichmässig in einer etwa 5-10cm Sicht am Boden ausgelegt werden. Die beiden Kollegen aus dem Malting-Team hatten heute Frühschicht und haben dementsprechend bereits um 06:00 Uhr damit begonnen, dennoch war für uns noch genügend übrig, damit wir auch ins Schwitzen kamen…

Nach gut einer Stunde schufften wurden wir um 10:00 Uhr in die „z’Nüni“ Pause gerufen – welche sehr willkommen war. Mein Respekt für das Malting-Team – ein absoluter Knochenjob!
Nach der Pause haben wir uns mit einem Guide auf eine Walking-Tour durch Campbeltown gemacht. Er hat uns dabei gezeigt und erzählt, wie und wo im 19. Jahrhundert überall Whisky gebrannt wurde – knappe 40 Distillery’s waren aktiv, und das bei rund 2000 Einwohnern.
Nachdem wir uns viel bewegt und geschuftet haben, waren die Energiereserven natürlich stark geschrumpft und wir konnten uns in der Mittagspause in der Unterkunft erneut stärken. Immernoch dem Schottland-Theme treu gab es „Scotts Pie“ mit Bohnen und Fries.

Am Nachmittag wurde die Gruppe ein erstes Mal aufgeteilt und ich sowie zwei Kollegen haben erneut das Malting-Team unterstützt. Mit dem blossen Auslegen der Gerste ist der Job natürlich nicht erledigt. Wenn die Gerste mit Keimen beginnt, ist es sehr gut möglich, dass sich Klumpen bilden, da die Keimlinge sich miteinander verrenken. Dies kann dann in den nächsten Produktionsschritten zu Problemen führen. Dementsprechend muss – dem aktuellen Wetter angepasst – die Gerste alle vier Stunden mit dem „Grubber“ aufgetrennt werden. Dazu zieht man dieses Gerät einmal durch den gesamten Raum und löst so die einzelnen Gersten voneinander.

Damit aber nicht genug, man hat noch mit einem zweiten Problem zu kämpfen – Schimmel. Ohne eingreiffen kann es sein, dass die Gersten, die zu unterst in der Schicht liegen, zu Schimmeln beginnen. Dementsprechend muss ebenfalls alle 4h mit dem „Turner“ der gesamte Raum einmal „gedreht“ werden, sodass die Gersten von unten schlussendlich oben sind.

Die beiden Tätigkeiten wechseln sich immer ab – dementsprechend muss alle zwei Stunden zur Gerste geschaut werden, wobei ein Profi pro Raum etwa 1 bis 1.5h benötigt. Und da die Keime sowie der Schimmel keine Pause macht, ist auch das Malting ein 24/7 Job. Es gibt drei Schichten zu 8h, welche Rund um die Uhr diese Tasks durchführen – wirklich kein einfacher Job!
Die Frequenz hängt schlussendlich, wie erwähnt, vom Wetter ab. Das Ziel ist es, dass die Gerste möglichst konstant bei 14-16 Grad herankeimt. Leider sind die möglichkeiten zur Regulierung begrenzt. Es gibt keine Klima oder ähnliches, man kann lediglich die Fenster der beiden Räume öffnen oder schliessen und so mit Luftzirkulation versuchen, die Temperatur zu kontrollieren. Wenn die Temperatur höher ist als 16 Grad, Keimen die Gersten schneller und man muss entsprechend fleissiger „Turnen“ oder „Grubben“.
Nachdem wir die Jungs beim „Turnen“ und „Grubben“ unterstützt haben, sind wir in der Produktion noch einen Schritt zurückgegangen und haben das „Steeping“ vorbereitet. Damit die Gerste überhaupt Keimen kann, muss diese „aktiviert“ werden. Die Gerste wird trocken und inaktiv angeliefert und kann so gut gelagert werden. Beim Steeping wird die Gerste 12h „unter Wasser“ gesetzt, anschliessend wird das Wasser abgelassen und man lässt die Gerste 12h ruhen. Den Prozess wiederholt man noch einmal und anschliessend kann man mit dem Auslegen der Gerste beginnen. Mit dem Prinzip, die Gerste zwei mal zu netzen veruscht man im Grunde nichts anderes, alls den Frühling zu imitieren.

Da aktuell alle Malt Floors besetzt sind, haben wir dies nur vorbereitet. Morgen wird die Gerste ein erstes Mal geflutet. Durch den 12h Interval wird diese Ladung am Mittwoch bereit sein- und genau am Mittwoch ist auch der erste Malt-Floor bereit für die Weiterverarbeitung. Wie man sieht ist alles perfekt aufeinander abgestimmt, sodass die Produktion stetig vorwärts geht.
Nach einem kurzen Abstecher in der „Washback Bar“, wo natürlich standesgemäss Whisky ausgeschenkt wird, sind wir zurück in die Unterkunft und haben dort ein grandioses „Balmoral Chicken“ aufgetischt gekriegt.

Auch wenn wir uns viel bewegen – staune ich doch sehr, wie viel uns hier aufgetischt wird. Ich hoffe, wir bewegen uns weiterhin noch viel bzw. noch etwas mehr. Sonst geht die ganze Energie „to waste“ – bzw. auf die Hüfte…
Und so geht ein spannender erster Tag zu Ende. Morgen geht es mit dem „Fluten“ der Gerste los und anschliessend sind wir im Cask-Filling eingeteilt. Mal schauen, was der morgige Tag bringt 🙂