Tag 1 – Reisestress und Linksfahren
Vor gut 4 Wochen kam mein Vorgesetzter im Militär auf mich zu und hat mich gefragt: „Mike, wann machst du Ferien?“. Ich habe dann mit einem verwunderten“Welche Ferien?“ geantwortet, habe mir dann aber natürlich nach einem kurzen Gespräch die Ferien nicht mehr nehmen lassen. Ich habe dann kurzerhand am selben Abend eine kleine Schottland-Reise geplant. Und von eben dieser Reise werde ich in diesem Post berichten.
Ziel meiner Reise wird Inveraray sein, ein „Kaff“ mit etwa 500 Einwohnern in der Council Area Argyll and Bute. Eine Council Area im Übrigen ist in etwa mit einem Kanton zu vergleichen. Aber alles zu seiner Zeit, ich will nicht zu weit vorgreifen.
Ich bin mit meinem Edelweis Flug um 1845 Uhr in Edinburgh gelandet, das Mietauto habe ich ab 1900 Uhr gemietet, soweit so gut! Einziger Zeitfresser könnte jetzt noch die Border Control sein. Wer schon mal in Amerika war weiss wovon ich spreche…
Da ich nur mit Handgepäck gereist bin, kam ich vor der grossen Menge an der Passkontrolle an und landete sogleich am Schalter eines älteren Herren mit extrem ausgeprägten schottischen Akzent. Mit voller Konzentration konnte ich ein „Hello Sir, how are you?“ heraus hören. Nach meinem „Thanks, I’m fine and you?“ antwortete er „Yeah, guess so“. Sein Blick sprach Bände. Ich jedenfalls war Happy meinen Reisepass wieder in den Händen zu halten und folgte nun den Car-Rental Wegweisern. Am Schalter meiner Mietwagen-Firma hörte ich mir dann von Mrs Peacock (exactly, like the bird) an, das mein Name ja so typisch English sei (haha…) und das Deutsche generell fürchterlich English sprechen. Ich fühlte mich nicht weiter persönlich angegriffen und war sogleich positiv Überrascht als sie mir einen BMW Schlüssel überreichte. War mein English doch nicht so schlecht? Jedenfalls stand ich nun vor einer grossen Challenge.
Genau, sollte das Steuerrad nicht auf der anderen Seite sein?! 🙂 Ich habe erwartet, dass es ungewöhnlich sein würde, im Auto rechts zu Sitzen und auf der Strasse links zu Fahren. In Realität war es aber noch mindestens 1000 mal abnormaler. Spätestens im ersten „Roundabout“ als alle vor mir im Uhrzeigersinn fuhren dachte ich: „Das kann ja heiter werden…“.
Aber als Transportoffizier ist man der Herausforderung ja längstens gewachsen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsfahrt (man könnte auch sagen ich habe den Ausgang aus dem Car-Rental Areal nicht auf Anhieb gefunden, aber wer gibt das schon zu?) bin ich dann Souverän zu meinem Hotel gefahren und habe mein Zimmer für die Nacht hier in Edinburgh bezogen.
Lange Rede kurzer Sinn, Morgen geht die Reise dann eigentlich erst richtig los. Auf dem Weg nach Inveraray werde ich einen kleinen Abstecher nach Stirling machen, dort das Schloss Stirling besuchen und anschliessend via Loch Lomond weiter in den Norden, eben nach Inveraray, fahren.
See you there 🙂
Tag 2 – Schloss, Loch und Knast
Nach einem soliden Frühstück (Toast, Würstchen und einem Muffin) verlor ich nicht mehr viel Zeit, checkte aus dem Hotel aus, verlud meinen Koffer im Auto und los ging die Reise. Meine Route führte mich zuerst nach Stirling. Die Stadt mit rund 36000 Einwohnern liegt etwa 20 Auto-Minuten nordwestlich von Edinburgh. Vor allem die Burg im Stadtkern ist heute ein Touristenmagnet. Auch früher hat die Burg diverse Leute angezogen, welche jedoch nicht immer friedlich gesinnt waren. Über die Jahre hinweg war die Burg sehr umkämpft und wechselte sozusagen immer wieder den Besitzer. Eine dieser Schlachten war die „Schlacht von Stirling Bridge“, welche genau vor 720 Jahren und einem Tag stattfand (11. September 1297). Bei der Schlacht siegten die von William Wallace angeführten Schotten über die Engländer und nahmen so auch gleich die Burg ein.
Das Panorama zeigt den Blick Richtung Norden, über die „Suburbs“ von Stiring, auf dessen Gebiet vor 720 Tagen die Schlacht um die Brücke von Stirling stattfand, hin zum Wallace Monument und den typisch Schottischen Hügellandschaften.
Die Aussicht zeigt auch gleich auf, warum die Burg so umkämpft war. Man hatte gewissermassen eine 360 Grad Aussichtsplattform und konnte ohne Probleme alle Himmelsrichtungen überwachen und frühzeitig reagieren wenn Gefahr im Verzug war. Die Burg galt zudem als sehr sicher, warum?
Darum! Wenn man nicht die offizielle Strasse zur Burg nimmt, ist der Aufstieg, einfach gesagt, ungemütlich. Es ist also für die feindlichen Genossen sehr schwierig, überhaupt unbemerkt in die Nähe der eigentlichen Festung zu kommen geschweige den einfach da hochzuklettern. Jedoch kann das unwegsame Gelände auch für die Bewohner und offiziellen Besucher der Burg seine Tücken haben.
An einem unbestimmten Tag im Jahre 1507 erklärte ein gewisser John Damian, seines Zeichens Möchtegerne-Goldzüchter (Alchemist) und Mediziner am Hofe von König James IV von Schottland, das von der Burg Stirling nach Frankreich fliegen werde, und zwar nicht mit mehr als einem Hühnerkostüm. So versammelten sich der König und sein Hof an eben dieser Stelle, an der ich das obenstehende Foto geschossen habe und schauten zu, wie der „Birdman from Stirling“ über die Mauer stieg und, welch Wunder, nicht bis nach Frankreich sondern höchstens in die steile Felswand und die darunterliegenden Büsche flog. Er Überlebte die waghalsige Aktion und brach sich nur ein Bein. Hohn und Spott war ihm nach dieser Aktion jedoch gewiss.
Von Stirling geht meine Reise nun weiter in Richtung Nordwesten zum Loch Lomond, an dessen Westflanke entlag gegen Norden bis zum kleinen Städtchen Tarbet. Dort machte ich dann einen kleine Fotohalt am Loch Long. Das Panorama ist dann auch genau so, wie man es sich in Schottland vorstellt: Grüne Hügel, Weitläufige Seen und Grauer Himmel. Aber seht selber…
Vom Loch Long aus fahre ich nun weiter in Richtung Westen, und finde mich bald in einer fast bekannten Lanschaft wieder. Hätte die Strasse ein wenig mehr Kurven, bzw. hätte die Strasse überhaupt nennenswerte Kurven, würde ich mich gleich wie auf einem Schweizer Alpenpass fühlen. Die Strasse wurde im 18. Jahrhundert erbaut und war Teil eines Armee-Strassen Netzes, welches es den Soldaten einfacher machen sollte von Ort zu Ort zu verschieben um regierungskritische Aufstände zu unterbinden.
Die Soldaten, welche die Strasse erbaut haben, platzierten auf eben dieser Anhöhe einen Denkmalstein mit der Inschrift:
Rest and be thankful
Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal Sagen, und so hielt ich kurz inne und genoss die Ruhe die in der Gegend herrschte.
Wieder zurück auf der Strasse ging es nicht mehr lange bis sich mir das Loch Fyne präsentierte, an dessen Ufer auch Inveraray lag. Schon von weitem konnte man den Dun na Cuchaine sehen, den alten Aussichtsturm von Inveraray. Das Dorf an und für sich präsentierte sich mir dann genau so wie ich es erwartet hatte: klein und verschlafen und mehr oder weniger voll mit Touristen. Ich habe kurz mein Zimmer bezogen und bin dann sofort auf eine kleine Entdeckungstour zu Fuss aufgebrochen. Das Hotel hat keine offiziellen eigenen Parkplätze, und da ich gerade auf Anhieb einen Parkplatz gefunden habe, wollte ich denn nicht leichtsinnig wieder Verspielen.
Entdeckungstour klingt jetzt hier zwar gut, aber was erwartet man von einem 500 Seelen Dorf? Nach 10 Minuten laufen habe ich meine zweite Runde begonnen. Immerhin kannte ich nach den 10 Minuten alle Restaurants, Shops und die 3 Museen / Attraktionen von Inveraray. Die erste der beiden Attraktionen war der Inveraray Bell Tower. Der Turm wurde im Jahre 1918 von Niall Diarmid Campbell, 10th Duke of Argyll, als Denkmal für alle im Krieg gefallene angehörige des Campbell Clans geplant und ist bis heute nie wirklich fertig gebaut worden. Für 4£ darf man die 167 Stufen in Angriff nehmen.
Oben angekommen wird man dann mit einer wahrlich bemerkenswerten Aussicht belohnt.
Richtung Norden
Richtung Osten
Richtung Süden
Nachdem ich wieder sicheren Boden unter den Füssen hatte, reichte mir der „Tower Guardian“ einen kleinen Flyer vom Bell Tower. Vorne auf dem Flyer stand handschriftlich geschrieben:
climbed the Tower – 12th Sept 2017
Signed, the Guardian
Achievement unlocked kann ich da nur sagen! 167 Stufen erklimmen ist halt auch nicht jedermanns Sache 😉
Eine weitere Attraktion in Inveraray ist das Inverary Jail. Für eine lange Zeit war Inveraray der Sitz des Dukes of Argyll und dadurch auch der Hauptort von Argyll. Wie es sich für einen Hauptort gehört, durfte auch ein Justiz-Tempel nicht fehlen. Das Gefängnis war von 1820 bis 1889 in Betrieb und diente über 1000 Leuten als vorübergehende, manchmal auf letzte, Heimat. Wie man sich sicherlich vorstellen kann waren die Haftbedingungen zu beginn ziemlich unmenschlich. Das System war aber eigentlich recht simpel: Gut oder Böse. Bist du Böse gibts Knast, bist du Gut hast du Glück gehabt.
Besonders erstaunt war ich aber zum einen über die Straftaten die früher begannen wurden und andererseits auch zu den Strafen die teilweise verhängt wurden. Ein kleines Beispiel: Ein 12 Jähriger Junge bettelt bei einem Nachbarn um etwas Essen, der Nachbar ist nicht zuhause, aber die Türe ist offen. Im kindlichen Leichtsinn geht der Junge in die Wohnung und lässt eine goldene Uhr mitgehen. Strafe: 30 Tage Knast (und damit ist nicht ein Kindertrakt gemeint bei dem einmal die Woche ein Clown vorbeischaut) und 5 Jahre in einer „Erziehungs-Schule“. Was auch immer in dieser Schule dann mit den Kindern passierte.
Ein weiteres Beispiel für eine spezielle Art von Strafe: Ein Mann betrügt seinen Arbeitgeber um mehrere Pfund. Als Strafe wird er 14 Jahre (!!) nach Australien (zu dieser Zeit immerhin eine Reise von 4 Monaten) ins „Zwangsexil“ geschickt und als Sklave auf einer Farm eingesetzt.
Nebst diesen Exilstrafen sind die Gefängnisstrafen jedoch im grossen und ganzen relativ kurz im Vergleich zur heutigen Zeit. Dies lässt sich ziemlich einfach erklären: bei schweren Verbrechen macht man sich gar nicht mehr die Mühe ein Bett im Gefängnis bereit zu machen, sondern man landet mehr oder weniger direkt beim Henker.
Apropos Bett, wie sah eine Gefängniszelle im 19. Jahrhundert aus?
Die ersten 30 Tage hat jeder Häftling nur ein Holzbett inklusive passendem Holzkissen als Schlafgelegenheit in der Zelle. Danach, sofern man sich benommen hat, erhielt man eine Hängematte, welche an den beiden schwarzen Eisenprofilen aufgehängt werden konnte. Warum gab es nicht von beginn weg eine Hängematte? Auch hier eine einfache Antwort: Man war der generellen Ansicht das es den Häftlingen eh schon zu gut gehen würde.
Ich war jedenfalls froh das ich am Ende der Ausstellung durch die Tür gehen und die dunklen Geschichten und Schicksale des Gefängnisses hinter mir lassen konnte.
Und jetzt? Tja, dem aufmerksamen Leser ist sicherlich aufgefallen das ich nur 2 der 3 „Point of Interests“ Besucht habe. Gut Aufgepasst! Mal schauen wohin es mich morgen verschlägt.
Tag 3 – Trekking, Schlösser und ein Wasserfall
Heute war mein erster voller Tag hier in Inveraray und was gibt es da besseres als mit einem regionalen Frühstück zu starten. Inveraray Salmon, Scrambled Eggs und Toast hat mich auf der Breakfast-Karte angesprochen und ich wurde definitiv nicht enttäuscht! Ein gutes Frühstück ist auch die Grundlage für meinen ersten Ausflug am heutigen Tag. Das Ziel ist der Dun na Cuaiche Wachtturm. Der Wachtturm gehört zum Inveraray Castle (welches ich später noch ansprechen werde) und befindet sich auch auf dessen Ländereien. Dun na Cuaiche ist Gälisch und bedeutet auf Deutsch etwa so viel wie Schüsselberg, was auf die schüsselförmige Vertiefung auf dem Gipfel zurückzuführen ist.
Der Wachtturm wurde im Jahre 1748 fertiggestellt und ist seit 1971 in der höchsten Kategorie der schottischen Denkmalliste aufgeführt.
Der Weg zum Wachtturm führt vom Inveraray Castle aus über Stock und Stein an der Westflanke des Dun na Cuaiche entlang. Der Höhenunterschied auf dem 2.5km langen Wanderweg beträgt etwa 240m. Für einen Offizier also ein lockerer Spaziergang am Morgen 😉
Nachdem ich den Aufstieg hinter mir hatte, wurde ich für das frühe Loswandern belohnt. Ich hatte die Aussicht und die Ruhe dieses Ortes ganz für mich aleine.
Ich verbrachte noch eine Weile auf dem Dun na Cuaiche, und genoss die frische Luft, die Aussicht und die Morgensonne, welche sich langsam einen Weg durch die Wolken bahnte. Als ich dann wieder zurück Richtung Inveraray Castle wanderte, kamen mir zum einen schon Leute entgegen, die Ihrerseits den Aufstieg zum Wachtturm noch vor sich hatten und generell waren schon mehr Fahrzeuge zugegen. Ich war gerade erleichtert, dass ich die Gegend noch in Ruhe erleben konnte.
Mit dem Auto fuhr ich dann Nordwärts und nach etwa 20 Autominuten eröffnete sich vor mir Loch Awe, an dessen Ufer sich mein nächstes Ziel befand: Kilchurn Castle. Loch Awe im übrigen ist ein „klassicher“ See und mündet im Gegensatz zu Loch Fyne, an welchem Ufer mein Hotel liegt, nicht direkt im Atlantik.
Das Castle, oder was heute davon noch übrig ist, wurde irgendwann vor 1449 auf einer kleinen Landzunge errichtet. Erbauer war Sir Colin, Onkel des ersten Earl of Argyll. Die Burg wurde laufend von den verschieden Besitzern, grösstenteils Mitglieder der Campbell Familie, ausgebaut ehe dann die Familie im Jahre 1740 ihren Wohnsitz definitiv wechselte und die Burg sich selbst überlassen wurde.
Im heutigen Zustand schwer vorzustellen, aber die Räumlichkeiten welche ziemlich Mittig auf dem Bild der Ruine sind, boten seiner Zeit rund 200 Soldaten eine Unterkunft. Die Burg und damit die Ruine sind grösser als es auf den Bildern den Anschein macht!
Von Kilchurn Castle aus habe ich mich entschieden einen kleinen Roadtrip zu machen und nicht auf direktem Weg nach Inveraray zurück zu fahren. Ich wollte nicht nur einfach von Touristenpunkt zu Touristenpunkt fahren, sondern auch noch ein wenig die „echte“ schottische Landschaft sehen. Von Kilchurn Castle aus bin ich nach Tyndrum und danach weiter in Richtung Tarbet, einem Kaff am Loch Lomond, gefahren. Von dort aus ging es wieder über den „Pass“ vorbeit am „Rest and be thankful“ Denkmal zurück nach Inveraray.
Unterwegs entdeckte ich spontan einen Wegweiser zu den „Falls of Falloch“. Als ich letztes Jahr in Edinburgh war und eine Tour zu einem „echten Wasserfall“ machte und schlussendlich vor einem etwas zügiger fliessenden Flüsschen stand, war ich schon ein wenig enttäuscht. Schottland hat eine neue Chance verdient, mir einen richtigen Wasserfall zu präsentieren 🙂 Der spontane Zwischenstop hat sich dann auch gelohnt, als ich vor einem wirklich idyllischen Wasserfall stand.
Während den Fahrten auf den Landstrassen von Schottland fragte ich mich dann ein paar mal, wieso es hier nicht im Sekundetakt kleinere Zusammenstösse zwischen Fahrzeugen gibt. Ausserorts beträgt die Geschwindigkeit in der Regel 60mp/h also ca 100km/h. Die Strassen sind zwar nicht so kurvenreich wie in der Schweiz, dafür aber um einiges schmaler. Zusätzlich sind immer sehr viele grosse Lastwagen auf den Strassen. Man fährt also mit etwa 100 Sachen auf einer relativ schmalen Strasse und plötzlich kommen einem 40 Tonnen entgegen welche die Spur gerade ausfüllen.
Alleine Heute habe ich mehrere Situationen gesehen, bei denen 2 Lastwägen bzw. deren Rückspiegel sich praktisch berührten.
Abgesehen davon sind die Strasse aber wirklich in guten Zustand und es macht richtig Spass, darüber hinweg zu Cruisen! Ich fühlte mich gleich ein wenig wie in einem Top Gear Clip, in dem Jeremy Clarkson durch die Highlands heizt und jede Kurve richtig geniesst.
Zurück in Inveraray stand dann noch der ominöse dritte (oder zumindest der Rest davon, da Dun na Cuaiche eigentlich auch dazu gehört) „Point of Interesst“ auf dem Programm…
… und zwar das Inveraray Castle. Das Castle wurde im Zeitraum von 1745-1790, auf Wunsch Archibald Campbell, 3rd Duke of Argyll, erbaut. Im Gegensatz zu all den anderen Castles die ich bisher besucht habe, steht das Inveraray Castle nich gänzlich leer. Gleich die Eingangshalle ist höchste Raum in ganz Schottland mit sagenhaften 21 Metern bis zur Decke. Der Raum beheimatet eine Waffensammlung aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Es gibt auch noch weitere „Mini-Ausstellungen“ im ganzen Castle verteilt, welche auch dementsprechend viele Touristen anziehen.
Castle Inveraray ist auch heute noch der Familiensitz des Dukes von Argyll, aktuell ist das Torquhil Ian Campbell, 13th Duke of Argyll. Ein Teil des Schlosses ist nicht öffentlich zugänglich und dient der Familie als Wohnsitz.
Und genau so schnell wie man Tag 3 vor dem heimischen Computer durchgelesen hat, ist auch mein dritter Tag hier in Schottland vorbei gegangen. Ich habe in dieser Zeit vor allem viel Geschichte erlebt und gesehen, habe mich ein klein wenig sportlich betätigt, und bin über die Landstrassen Schottlands gecruist. Jetzt fehlt eigentlich nur noch etwas, wirklich wirklich typisch schottisches, auf meiner To-Do List. Wir wissen doch schon jetzt alle was gemeint ist 😉 Sláinte!
Tag 4 – Kein Schottland ohne Whisky
Eine Schottland-Reise ohne Whisky? Das wäre etwa wie ein amerikanisches Bier, es fühlt sich einfach nicht richtig an. Oban liegt etwa 40 Meilen Nordwestlich von Inveraray und befindet sich wie der Name schon sagt (auf Gällisch An t-Òban was so viel bedeuted wie kleine Bucht) in einer kleinen Bucht. Bis ins 19. Jahrhundert war Oban nicht mehr als ein kleines Fischerdörfchen. Mit dem aufkommen der Dampfschiffe und der Eisenbahn entwickelte sich Oban zu einem Handelszentrum an der Westküste und wuchs zu einer kleinen Stadt an. Heute zählt Oban etwa 8500 Einwohner.
Prominent im Dorfkern findet man dann auch die Oban Distillery.
Die Oban Distillery eröffnete im Jahre 1794 ihre Tore und ist damit eine der ältesten noch aktiven Whisky Distillery in Schottland. Gleichzeitig ist sie auch die 5. kleinste mit einem jährlichen Produktionsvolumen von ca 1’000’000 Liter Whisky. Aktuell werden 4 Whiskys in der Distillery produziert: der „Klassiker“ Oban 14, der Oban 18, Oban Little Bay und der Oban Distillers Edition. Der Geschmack zeichnet sich vor allem durch folgende 4 „Key Flavors“ aus: leicht Rauchig mit einer leichten Meersalz Note gepaart mit dem feinen Geschmack von Orangenschalen und süssem Honig.
Als ich den Shop in der Distillery betrat, ging ich eigentlich davon aus, dass keine Führung mehr möglich ist, da laut Website der ganze Tag ausgebucht war. Ich hatte jedoch Glück und konnte mich gerade noch einer Gruppe anschliessen. Vor der Führung wird man dann höflich gebeten, das Mobiltelefon auszuschalten. Der Guide ergänzte dann noch mit einem Augenzwinkern, dass die Alkoholkonzentration in der Luft teilweise recht hoch sei, und man spätestens seit dem „Samsung-Gate“ kein Risiko mehr eingehen wolle.
Die Tour an und für sich dauert dann, inklusive Tasting und „Smalltalk“ am Schluss, etwa 1 Stunde. Als kleine Überraschung zum Schluss gibt es dann noch ein „echtes“ Whiskyglas geschenkt. Aber Achtung, wenn das Glas mit schlechtem Whisky in Kontakt kommt, zerspringt es in 1000 Stücke (auch hier zwinkerte der Guide wieder heftig mit den Augen). Alles in allem, falls irgendwann mal jemand von euch in der nähe von Oban ist, unbedingt einen Besuch in der Distillery einplanen, und am besten gleich von Zuhause aus reservieren, damit es sicher klappt.
Von Oban aus ging es nun weiter Richtung Süden, entlag der Argyll Costal Route. Diese Route ist ein 140km langer Teilabschnitt, welche grössenteils an der Küste entlang führt (wie der Name ja auch schon treffend sagt). Und damit komme ich nochmal auf das Thema Strassen und Verkehr zurück. Auch heute sind mir wieder die vielen Lastwagen aufgefallen welche einem auf den teils doch relativ schmalen Strassen mit einem Höllentempo aus den Kurven entgegengeschossen kommen. Abgesehen davon scheinen die Schotten aber viel Wert auf Sicherheit zu legen. Praktisch vor jeder Kurve, die den ungeübten Fahrer vor Probleme stellen könnte (also eine Kurve mit einem Winkel von 30 Grad oder mehr) wird mit grossen Buchstaben SLOW auf die Strasse geschrieben. Weiter wird vor jedem Abschnitt welcher mehr als 2 Kurven in direkter Abfolge hat ein Warnschild aufgestellt. Zum Vergleich, wenn man bei uns in der Schweiz diese Schild (Warnschild mit einer S-Kurve-Kombination) sieht, weiss man das es ernst wird.
Trotz dem Schilderwald sind die Strassen wirklich extrem Cool zum Abfahren! Vor allem der Abschnitt von Oban nach Lochgilphead (A816) ist sehr unterhaltsam aber auch anspruchsvoll zum fahren. Es gibt einige enge Kurven, viele Hügel bei denen man fast ein wenig abhebt und dann auch wiederum schöne lange Kurven die einfach zum Cruisen animieren.
Was aber auch noch erwähnt werden muss: Die schottischen Autofahrer sind sehr entspannt und anständig. Es wird praktisch nie gedrängelt und der ganze Verkehr, auch in der Stadt, geht ohne grosse Hektik vonstatten. Es ist wirklich angenehm zum Fahren, auch wenn ein wenig mehr Verkehr herrscht.
Aber damit sich jetzt noch jeder ein eigenes ein Bild der Strassen machen kann, hier ein typischer Strassenabschnitt, und nicht vergessen: Tempolimit 60mph / 100kmh
mit dem Ziel Kilmartin bzw. Dunadd Fort. Das Fort wurde irgendwann um 500 n. Chr. errichtet und war bis 900 n. Chr. Zentrum des Königsreichs Dalriada.
Besonders Spannend ist die Tatsache, dass die Nachfahren der Könige von Dalriada die ersten Könige von Schottland und deren Untertanen, die sogenannten Scoti, die ersten Schotten wurden.
Und so sieht das ehemalige Zentrum der Macht nach gut 1500 Jahren aus? Nun ja, das ungeübte Auge wird vermutlich nicht viel mehr als ein wenig Wiese und Steine sehen. Okay, ich will nicht lügen, viel mehr sehe ich auch nicht, ABER ich werde trotzdem versuchen das ganze ein wenig zu erklären und zu visualisieren, damit man sich etwas darunter Vorstellen kann.
Rekonstruktion des Forts ca. um 700 n. Chr.
Blick ins Zentrum des Forts, mit dem Eingang (1) und der Mauer (2)
Hier kommt die Mauer (2) ein wenig deutlicher zum vorschein
Das letzte Überbleibsel der „grossen Halle“ (4)
Der „Inauguration Stone“ (3)
Besonders geschichtsträchtig ist der „Inauguration Stone“. Auf diesem Stein wurde, im wahrsten Sinne des Wortes, Könige gemacht. Sobald der zukünftige König seinen Fuss in den Fussabdruck setzte, war die Krönung abgeschlossen und er übernahm damit alle Rechten und Pflichten des Königreichs. Die Legende besagt auch, dass der Stein den rechtmässigen König erkennt.
Über Wahrheit und Fiktion kann man natürlich immer streiten, fakt ist aber, dass dieser Stein extrem viel Geschichte miterlebt hat und auch gewissermassen die Geburtsstube von Schottland ist.
Und als wäre es geplant gewesen, ist die Geburtsstube von Schottland das Ende meiner kleinen Reise. In den letzten 4 Tagen habe ich eine „Express-Zeitreise“ durch die Geschichte von Schottland gemacht und doch das eine oder andere über Schottland gelernt. Ich bin mir auch schon jetzt sicher, dass das nicht meine letzte Reise nach Schottland war. Die Landschaft ist schlicht zu schön und die Geschichte zu spannend, als das man es nach einem Besuch schon für immer von der Reiseliste streichen kann.
Sollte sich jemand noch genauer für meine Reise, die Unterkünfte oder mehr Fotos interessieren, ihr wisst ja wie man mich erreicht 😉
Bis zum nächsten Mal!
Claudia
Hei! Viel Spass bir Reis- weni dra dänke dasi jedesmal fasch bi uberfahre worde weni ubere Fuessgängerstreife ha welle und zersch uf die falschi Site gluegt ha…. 😉😀
Theiler
Hallo
Viel Spass beim fahren, ist ja sicher gewöhnungsbedingt.
Nicht allzuviel Regen, viel Sonne
Gruss
Drolli
Spannendi Sach!
Und äbä immer schön uf dr richtige Site blibe bim Outofahre 😛
Manuela
Hesch Haggis scho probiert? Ha das mal scho zum Zmorge serviert becho und s nid gässä😀, weiss also immer no nid wie das schmöckt.
Gniess dini Reis
Mike Eggenschwiler
Haggis hani schomal in Chipsform gha, het mir glängt 🙂
Aber ig spile mitem Gedanke mal no Black Pudding z probiere, o zum zmorge natürlich
Claudia
Das isch mal e Wasserfall!! Sehr schön😀
E guete bim zmorge😉 Und morn de natürlech Sláinte!
Theiler
Danke für die interessanten Beiträge.
Wir freuen uns schon auf die Blogs von Amerika
Guten Rückflug,
Gruss👋👋
Schottland – The End – Eggi's Blog
[…] Highlight der Reise zurück nach Inverness, war aus meiner Sicht das „Wiedersehen“ mit Inveraray. Während meiner letzten Schottland-Reise verbrachte ich eine Woche in dieser Region und hatte dort […]