Schaut man einmal kurz nicht auf die Uhr und schon sind fast drei Jahre vergangen. Das die Zeit, je länger das Leben geht, immer schneller und schneller davonrennt ist bekannt, aber die Pandemie hat den letzten zwei Jahren noch einen zusätzlichen Boost verliehen. Normalerweise hat man während des Jahres einige Fix-Termine welche mit grosser Vorfreude Verbunden sind. Ferien, irgendwelche Feiern oder sonst ein Treffen mit alten Bekannten irgendwo in der Stadt. Und wie immer sorgt die Vorfreude für einen subjektive Verlangsamung der Zeit. Man kann es kaum erwarten, der Stundenzeiger benötigt doppelt so lange für eine Umdrehung und das kribeln im Bauch verhindert ein schnelles Einschlafen. Fällt all dies weg und ein normaler Tag besteht nur noch aus Aufstehen, vor den PC sitzen und wieder ins Bett gehen und ein zwischenzeitliches Highlight ist der Gang ins Migros oder Coop, vergehen die Tage und Wochen wie im Flug.
Apropos Flug. Genug aus der Vergangenheit und ab in die Gegenwart. Die Normalität – und somit auch das Reisefieber – kehrt langsam zurück und somit heisst das nächste Ziel Lissabon.
Südländer sind durchaus bekannt für einen – milde ausgedrückt – wilden Fahrstil. Dies machte sich auch sogleich während der Taxifahrt vom Airport ins Hotel bemerkbar. Spuren werden im sekundentakt gewechselt, Busspuren dienen der Stauumfahrung und im Notfall entschuldigt ein Wink aus dem Fenster für jeden gestohlenen Vortritt. Man hätte das eine oder andere Mal, während der 30 Minuten Fahrt, Blut geschwitzt, wären die Schweisdrüsen nicht mit normalem Schwitzen beschäftigt gewesen. Denn offenbar reichen 29 Grad im Schatten und gefühlte 40 Grad im Taxi nicht, um den Fahrer dazu zu bewegen die Klimaanlage in Betrieb zu nehmen.
Im Hotel Memmo Principe Real angekommen, locker 1 Liter leichter und erschöpft von der Reise, sorgte zum einen die angenehm klimatisierte Lobby sowie die Aussicht über die Stadt für das klassische „Ferien-Feeling“.
Nach einem Sprung unter die Dusche und dem zurückstellen der Uhren (Lissabon lebt eine Stunde in der Vergangenheit) ging es dann bereits los mit der obligatorischen ersten Entdeckungstour durch Lissabon. Das Hotel ist im Viertel „Principe Real“ auf einer kleinen Anhöhe gelegen. Das Viertel gilt als etwas gehoben und besteht aus viele prachtvolle Häuser und Villen. Dazwischen gesellen sich einige kleine Galerien und Geschäfte. Das Viertel ist ebenfalls für seine Schwulenbars bekannt. Pricipe Real grenzt direkt an das Viertel „Bairro Alto“ an, welches sich durch viele verschiedene Bars auszeichnet und ein Besuchermagnet in Lissabon ist.
Wie man bereits auf dem Bild oben erkennen kann ist, dass Lissabon sehr hüglig aufgebaut ist. Es geht selten nur geradeaus, entweder läuft man bergauf oder bergab. Daher ist man auch, gerade bei sommerlichen Temperaturen, durchaus mal froh wenn man auf eines der verschiedenen Verkehrsmittel in Lissabon setzen kann. Der „Ascensor da Glória“ ist eine kleine Standseilbahn, welche den „Praça dos Restauradores“ mit dem „Jardim de São Pedro da Alcântara“, einer malerischen Terasse mit Blick über die Stadt, verbindet. Zu Fuss kann der Aufstieg parallel zur Bahn in etwa 5 Minuten ebenfalls bewältigt werden.
Die vielen Impressionen, welche man in einer neuen Stadt sammelt, das Auf und Ab sowie die Hitze zerren stets an der Energie und verleiten daher in regelmässigen Abständen entweder zu einem kühlen Bier, einem erfrischenden Mojito oder aber ein paar Tapas.
Das erste Tapasrestaurant am ersten Abend war das Sol e Pesca in der nähe des Fischmarkts fast an der Küste. Wie es der Name und auch die Location vermuten lässt, liegt hier der Fokus auf Fisch. Und ich denke nicht einmal Fischers Fritz hat frischere Fische als das Sol e Pesca.
Der zweite Tag stand ebenfalls im Zeichen von klassischem Sightseeing und führte primär gegen Westen zum „Torre de Belém“. Der im Jahr 1521 fertiggestellte Turm diente zuerst als Leuchtturm und später als Gefängnis und Waffenkammer. Heute zählt er zum UNESCO Weltkulturerbe und ist ein Touristenmagnet.
Ebenfalls hat man vom Torre de Belém aus eine gute Sicht auf den „Ponte 25 de Abril“ sowie die Statue „Cristo Rei“.
Wie bereits einmal erwähnt gibt es diverse Möglichkeiten zur Fortbewegung in Lissabon. Die bekannteste wird wohl die Strassenbahnlinie 28 sein. Die Linie führt einmal quer durch die Stadt und passiert dabei diverse Sehenswürdigkeiten der Stadt. Da die Strassenbahn selbst eine Attraktion ist, kann man praktisch nur am Start der Linie zusteigen, und das auch erst nach einigem Anstehen. Bei mittlerweile 32 Grad macht das nicht wirklich viel Spass, aber zum Glück gibt es noch andere ebenfalls sehenswerte Tramlinien, welche etwas weniger Frequentiert sind.
Die Linie 12 startet am selben Ausgangspunkt wie die Linie 28 – „Martim Moniz“ – und führt auf eine Anhöhe wo das „Castello de S. Jorge“ steht und anschliessend fast via Küste wieder zurück zum Ausgangspunkt. Dabei schlängelt sich das Tram durch extrem schmale und steile Gassen was bei fast jeder Fahrt zu mehreren „Fast-Blechschäden“ an parkenden oder entgegenkommenden Fahrzeugen führt.
Ein Tipp zur Mobilität in Lissabon. Die Lisbon Card ist absolut jeden Cent wert! Die Karte ist für Metro, S-Bahn, Strassenbahn sowie die einzelnen „Spezialbahnen“ wie Ascensor da Glória gültig. Die Karte ist ab der ersten Verwendung für den bezahlten Zeitraum gültig und kann in jedem Fahrzeug einfach an einen Leser gehalten werden. Und wenn man bedenkt, dass eine Fahrt mit dem Ascensor da Glória 3.80€ pro Person kostet, sind die 45€ für 72h schnell rausgeholt.
Ebenfalls in der Lisbon Card inbegriffen ist die Zugfahrt nach Sintra und Cascais. Sintra ist ein kleines Städtchen westlich von Lissabon und ist per Zug in etwa 45 Minuten erreichbar. An dieser Stelle sei erwähnt: Voller Zug + Starke Deckenlüftung + Fenster die nicht geöffnet werden können = 45 Minuten gratis Sauna. Ähnlich wie nach der Taxifahrt vom Airport zum Hotel erreichte man Sintra etwa 1 Liter leichter und musste zuerst etwas Flüssigkeit nachfüllen.
Sintra ist vor allem wegen der diversen Schlösser und Burgen im direkten Umfeld ein Touristen-Hotspot. Das Städtchen selbst muss sich aber auch nicht verstecken und ist auch bereits eine Reise wert. Es ligt am Fusse eines Hügels eingebetet mitten in die Natur.
Wie Lissabon ist auch Sintra sehr verwinkelt und hügelig. Das erkunden der einzelnen Nebenstrassen ist definitv spannender und auch angenhemer als das emsige Treiben das auf dem Dorfplatz vorherrscht.
Generell sind die Nebenstrassen, gerade wenn es um Restaurants und Bars geht, meist die bessere Option. Den klassischen Touristenfallen ist sicherlich jeder schon einmal zum Opfer gefallen. Folgender Grundsatz hat sich als Goldrichtig erwiesen: Restaurants an den Hauptstrassen und -plätzen mit Fotos der Gerichte auf schmudelig wirkenden plastifizierten Karten sind zu meiden.
Sobald man in einem etwas ruhigeren Teil ist, findet man die „richtigen“ Restaurants wo auch nicht selten viele Portugiesen Platz nehmen.
So ein Beispiel war das Faz Frio nur ein paar wenige Meter vom Hotel entfernt. Mit nur wenigen Plätzen, sehr zuvorkommendem Personal und einer sehr breiten aber dennoch übersichtliche Karte kann man dort gute Einblicke in die Portugiesische / Mediterane Küche erhalten. Ein anderes Beispiel ist das Decadente ebenfalls in unmittelbarer nähe zum Hotel. Das Restaurant verkörpert ebenfalls die „Sharing is Caring“ Philosophie mit Tapasartigen Portionen und kennt dabei keine Starters oder Main Courses.
Der Besuch im Decadente markierte ebenfalls auch gleich das Ende der Reise nach Lissabon. Während den vier Tagen wird man geradezu überhäuft mit impressionen und neuen Dingen, welche man zuerst verarbeiten muss. So freut man sich auch immer wieder auf das eigene Bett und die eigenen vier Wände, damit man all diese Eindrücke verarbeiten kann.
Eines steht aber umso mehr fest: Nach diesem kurzen Lissabon-Crashkurs ist die Lust auf mehr Lissabon und mehr Portugal geweckt!
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