Als wir gestern hier im Guesthouse eingecheckt sind, wurden wir auch sogleich für das Morgenessen zwischen 0800 und 0900 Uhr eingetragen. Ich war da schon etwas stutzig, da ja normalerweise das Morgenessen doch etwas länger serviert wird als nur gerade eine Stunde. Jedenfalls haben wir uns dann entschieden, gerade um 0800 Uhr bereit für das Z’morge zu sein, damit man das ganze immerhin noch geniessen kann.
Zum Glück waren wir pünktlich….
Genau, es war genau ein einziger Tisch (auf dem Bild hinten links) gedeckt. Ich kann jetzt nicht genau sagen ob wir aktuell noch die einzigen Gäste hier sind, oder ob einfach alle anderen keine Lust auf Frühstück haben. Ich bin mir aber definitiv sicher, dass es nicht mit der Qualität des Essens zusammenhängt. Nach einer kurzen Konsultation des Menü’s war klar, dass ich den Tag mit „Smoked Salmon and Scrambled Eggs“ starte. Für das Gewissen gab’s als Vorspeise (gibt es beim Frühstück überhaupt eine Vorspeise….?) frischen Fruchtsalat.
Zugegeben war ich etwas überrascht, ich hätte jetzt mehr eine Portion Eggs und etwas Salmon nebenzu erwartet, als beides zusammen in einer Art „Tatar“. Aber ganz ehrlich: Ich war positiv überrascht und ich denke ich habe auf meinen Reisen noch nicht wirklich viele bessere Menü’s zum Frühstück gehabt. Immerhin weiss ich bereits jetzt schon was ich morgen zum Frühstück bestelle.
Nachdem wir uns gestärkt und damit solid „gebödelet“ haben, stand die erste Whisky Distillery auf dem Programm. Die Aberlour Distillery liegt gerade am Anfang des Dorfes Aberlour. Von unserem Guesthouse, in der Nähe des Dorfzentrums von Aberlour, ist es also nur ein kurzer 5 Minuten Spaziergang bis man vor den Toren der Distillery steht.
Mit einem jährlichen Produktionsvolumen von etwa 6.5 Millionen Litern Whisky ist Aberlour zwar eine der grösseren Produzenten, dennoch ist die Distillery sehr überschaubar und vor allem authentisch. Auch sehr sympathisch ist der Fact, das man gleich zu Beginn mit einem kleinen Schluck Whisky einsteigt ;).
Auf die Tour an und für sich gehe ich jetzt nicht besonders ein, zum einen da der Inhalt grössenteils halt recht ähnlich ist (Whisky ist und bleibt halt einfach Whisky und wird auch immer gleich hergestellt) und zum anderen möchte ich hier nicht einfach Willkürlich mit Zahlen und Fakten um mich werfen (dies könnte eine billige Ausrede sein, das ich schon einige Zahlen wieder vergessen habe…).
Da aber vermutlich die einen oder anderen nicht ganz so vertraut mit der Whisky-Herstellung sind hier ein kurzer „Abstract“:
Man nimmt gemalzte Gerste (oder ein Getreide der Wahl) und wirft diese mit warmem Wasser in einen grossen Bottich. Das Wasser wischt Zucker aus dem Malz, übrig bleibt eine süsse Flüssigkeit (auf English genannt Wort). Diese wird dann im nächsten Schritt (der Fermentation) mit Hefe vermengt. Hefe und Zucker reagieren bekanntlich und daraus entsteht Alkohol. Nach abgeschlossener Fermentation erhält man ein bitteres Bier (Wash). Dieses wiederum wird in die Brennblasen gepumpt und dann 2-3 Mal destilliert und anschliessend in Fässer abgefüllt bis der gewünschte „Reifegrad“ erreicht ist.
Also einfach gesagt ist Whisky ein destilliertes Bier. Die für die Destillation benötigten Brennblasen sind dementsprechend das Herzstück jeder Distillery. Bei Aberlour sind aktuell 4 Brennblasen im Einsatz, mit einem Fassungsvermögen zwischen 15’000 und 20’000 Liter.
Die beiden mittleren Brennblasen sind die sogenannten Wash-Stills. Dort wird die Wash (also das Bier) zuerst hineingepumpt und gebrannt. Beim zweiten Durchgang wird das Destillat in die äusseren Brennblasen, die Spirit-Stills, gepumpt und ein zweites Mal destilliert. Danach hat man den fertigen Spirit, eine klare Flüssigkeit mit etwa 68% Alkoholanteil, dieses Rohmaterial wird dann in die Fässer abgefüllt für viele Jahre zur Lagerung weggestellt.
Da ich jetzt trotzdem schon wild mit Zahlen und Fakten um mich werfe kann ich auch gleich noch ein wenig weiter machen…
Fass ist nicht gleich Fass, auch nicht für Aberlour. Grundsätzlich verwendet Aberlour zwei verschieden Fasstypen, einmal Bourbon-Fässer (in diesen Fässern wurde zuerst Bourbon – also amerikanischer Whisky gelagert) aus amerikanischer Eiche und dann noch Sherry-Fässer (vorher für die Sherry Reifung in Spanien verwendet) aus europäischer Eiche.
Im wesentlichen gibt es zwei Unterschiede bei diesen Fässern. Geschmack und Preis. Da sich beim Geschmack bekanntlich die Geister scheiden und man zu diesem Thema alleine 2-3 Blogposts schreiben könnte, lassen wir das mal links liegen und sprechen über den Preis.
Das Bourbon-Fass (zweites Bild oben) ist das „Standard“-Fass. Daher bezahlt die Distillery etwa 60-70£ pro Fass (500l Fassungsvermögen). Manch einer denkt sich vielleicht jetzt „Wow, stolzer Preis“, aber das ist nur ein Bruchteil des Preises eines Sherry-Fasses. Da der Markt für solche Fässer doch stark begrenzt ist (schon alleine wegen der Tatsache, dass Sherry nur in einer bestimmten Region in Spanien hergestellt wird und sich so nennen darf), zahlt eine Distillery für ein Fass (500l Fassungsvermögen) etwa 1200£.
Anhand dieser Zahlen bedarf es auch keiner weiteren Erklärung, wieso das Sherry-Whisky grundsätzlich mal eher etwas teurer als Whisky aus dem Bourbon-Fass ist.
Nach dieser doch eher persönlichen Distillery stand am Nachmittag die Macallan Distillery auf dem Programm. Klein ist hier nichts, persönlich ist nur die Begrüssung des Guides und billig ist sowieso gerade gar nichts hier. Das unterstreicht auch eine Auktion vor einigen Monaten, bei der eine Flasche Macallan für etwa 1 Million Euro den Besitzer wechselte.
Das die Verkaufszahlen stimmen zeigt auch die komplett neue Distillery welche fast exakt vor einem Jahr eröffnet wurde.
Während der Tour merkte man ziemlich deutlich, dass Macallan extrem Überzeugt von ihrem Whisky sind, und dies auch gerne zur Schau stellen. Bei kuschligen 37 Grad im inneren der Produktionsräume (also unter den 3 rechten Kuppen auf dem obigen Bild) wurde zwar gut auf die Herstellung eingegangen, aber hauptsächlich lies man die imposante Anlage sprechen. In jedem der drei Kuppen waren schön Kreisförmig jeweils 4 Spirit Stills und 8 Wash Stills verbaut. Das macht also insgesamt 36 Brennblasen.
Am Schluss springen etwa 15 Millionen Liter Whisky pro Jahr dabei heraus, schlicht und einfach Gigantisch!
Wie könnte man nun eine solch typisch-schottischen Tag abschliessen? Genau, mit einem typischen Abendessen. Ich denke das einige nun schon eine leise Vorahnung haben, was ich mit einem typischen Abendessen meine.
Bevor ich fortfahre: Leute mit schwachem Magen sollten besser zum nächsten Absatz springen…
Die meisten denken wohl zuerst an Haggis wenn es um schottische Spezialitäten geht. Haggis ist eigentlich nichts anderes als Schafsmagen gefüllt mit Herz, Lunge, Leber und Nierenfett abgeschmeckt mit diversen Gewürzen. Eine weitere, zwar eher im gesamten Königreich verbreitete, Spezialität ist der Black-Pudding. Das wiederum ist eigentlich nichts anderes als Blutwurst.
Und was macht man wenn man sich nicht entscheiden kann? Genau, man nimmt ds 5i und ds Weggli!
Ehrlich gesagt hatte ich nach dem bestellen schon ein ganz wenig mulmiges Gefühl im Magen. Dieses Gefühl verschwand aber sofort, als das Teller dann vor mir stand. Und ich muss auch offen zugeben, ich war positiv überrascht vom Geschmack der Haggis / Black-Pudding Kombination. Am besten Vergleichen kann man aus meiner Sicht beides mit klassischen Hacktätschli. Die Konsistenz ist fast exakt gleich und auch der Geschmack hat mich extrem daran erinnert.
Trotzdem hatte man doch ein klein wenig „Hemmungen“ bei jedem Bissen, jedoch gehe ich davon aus, dass dies rein psychologischer Natur war. Abschliessend würde ich aber sagen: No regrets, ich würde es wieder bestellen. Obwohl ich auch ganz ehrlich gestehen muss: Mein Lieblingsgericht wird es nie werden.
Und so geht, mit einem vollen Bauch und viel Whisky auf der Leber, der zweite Tag hier in Schottland zu Ende. Für morgen steht eine weitere Distillery auf dem Programm mit einem guten Mix spontaner Ausflüge.
Stay tuned!
Claudia
I hätt dr Whisky gloub nachem Znacht brucht…🤣 tönt guet eui Reis! Häbets guet Mam
Susi
Hahaha… das isch o grad mi gedanke gsi!! 😀
Corinne Brüderli-Theiler
Also mier hät dr Whisky glängt! Vertrage weder Whisky no Haggis🥴
Scheeni Reis
Corinne