Mit der Fahrt nach Key West endet quasi schon ein kleiner Teil unserer Reise. Da wir auf der letzten Etappe dann eigentlich alles wieder auf der selben Route zurückfahren, auf welcher wir gekommen sind, gibt es ab Key West nichts „neues“ mehr zu entdecken. Aber ich will mich hier mal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Ausserdem soll das heute noch nicht Thema sein.
Wie ich vorgängig schon mal erwähnt habe, haben wir bis jetzt noch keine grossen Spuren des Hurricane „Irma“ gesehen. Je weiter in den Süden wir jedoch fuhren, desto deutlicher wurden dann aber die Spuren der Verwüstung. Was extrem auffiel war die „Inkonsistenz“ der Verwüstung. Während auf der Atlantik-Seite teilweise ganze Grundstücke leer gefegt waren, sah man auf der anderen Strassenseite, oder eben der Golf-Seite, kaum mehr als etwas zerzauste Palmen. Es gab auch Stellen, an denen der Hurricane quasi ein Grundstück übersprang. Ein Haus war zerstört, das nächste war komplett verschont, wiederum etwas weiter hat der Hurricane wieder eine Schneise in die Häuserfront geschlagen.
Besonders Stark betroffen waren vor allem die „mittleren Keys“ um die Stadt Marathon, welche sichtlich am meisten gelitten hatte. Was mich jedoch extrem beeindruckt hat, ist der Wille und die generelle Haltung der Einwohner vor Ort. Es gab diverse Stellen an denen Plakate oder Tafeln mit Worten wie „we will rebuild“ oder „staying strong“ aufgestellt wurden. Trotz der quasi jährlichen Bedrohung geben die Leute nie auf, und halten vor allem Stark zusammen.
Wer sich jetzt fragt, wo die Fotos zu meinen Berichten sind: Ich denke wir haben alle die Bilder in den Nachrichten gesehen und wer sich wirklich interessiert kann sich auf Google selbst die Bilder besorgen. Ich für meinen Teil will nicht als respektloser „Katastropen-Touri“ am Strassenrand stehen und Fotos von zerstörten Existenzen schiessen.
Als wir in Key West ankamen, erhielt ich zuerst einen kleinen „Kulturschock“. Da wir nun auf einer dicht besiedelten Insel waren, wurde die „amerikanische Grosszügigkeit“ extrem eingeschränkt. Das merkte man vor allem an den Strassen. Erst recht wenn man mit einem Yukon-Strassenkreuzer auftaucht. Wenn plötzlich alle Sensoren zu piepen beginnen weil man die Spur praktisch ausgefüllt hat, realisiert man ausnahmsweise mal, wie bescheuert gross so ein Wagen ist. Auf der anderen Seite sind wir Schweizer es ja gewohnt, mit wenig Platz zu recht zu kommen.
Nebst den engeren Platzverhältnissen war auch die ganze Architektur und die Stimmung der Leute eher Ungewohnt.
Es fühlte sich mehr wie das nur 90 Meilen entfernte Kuba an. Überall wird Spanisch gesprochen, an jeder Ecke steht eine Rum-Bar und es dröhnt aus allen Lautsprechern irgend ein Salsa-Sound (wobei das mal eine willkommene Abwechslung zu den Weihnachtsliedern in Dauerschleife ist).
Das letzte Bild ist übrigens das sogenannte „Truman Little White House“. Ursprünglich wurde das Haus im Jahre 1890 für einen First Officer der naheliegenden U-Boot Basis erbaut. Zwischenzeitlich, während dem 1. Weltkrieg genauer genommen, lebte und arbeitete auch Thomas Edison in dem Haus. Aber zurück zum Namen, und wieso das Haus so heisst: Im November 1946 verbrachte der 33. US Präsident, Harry S. Truman, den ärztlich verschriebenen Urlaub in dem Haus. Kurz darauf wurden die Besuche zu einem festen Bestandteil der Jahresplanung und er verbrachte in der Regel November-Dezember und Februar-März auf dem Anwesen. Mit der Zeit entwickelte sich auch die Technik so weiter, dass er seinen präsidialen Pflichten auch von seiner Winter-Residenz aus nachgehen konnte. Fortan pflegte er zu sagen: „Where the president is, the white house is“.
Key West ist jedoch auch extrem Touristisch, obwohl sich, vermutlich wegen dem Hurricane, aktuell nicht so viele Leute hier aufhalten wie sonst zur dieser Jahreszeit. Diese Aussage lässt sich mit genau einem Foto perfekt untermauern:
Ja, die Leute stehen alle an, um ein Foto mit dem „Southern-Most-Stein“, also dem südlichsten Punkt der USA, zu machen.
Damit ich mir das ganze anstehen sparen konnte, und trotzdem noch ein „richtiges“ Erinnerungsfoto hatte, habe ich einfach am Abend noch einmal am Southernmost Point vorbeigeschaut, und siehe da: praktisch keine Leute! Es hatte zwar auch praktisch kein Licht, aber man kann nicht immer alles haben.
Für viele gehört zu etwas Sonne und Strand auch ein guten Drink. Und was dient für die meisten „Karibik-Drinks“ als Basis? Genau! Rum. Wer meine Schottland-Reise verfolgt hat weiss, dass ich mich sehr für Whisky und dessen Herstellung interessiere. Gerade deshalb wollte ich heute mal schauen, wie sich Rum und Whisky in der Herstellung unterscheiden. Dazu habe ich die „First Legal Rum Distillery“ besucht.
Der grösste Unterschied ist eigentlich auch gleich der offensichtlichste: Die Basis für Whisky ist Getreide, während dem die Basis von Rum Zuckerrohr ist. Die einzelnen Produktionsschritte mit Fermentierung und dem anschliessenden Destilieren sind sich dann, vom Prinzip her, recht ähnlich. Bei der Lagerung am Schluss trennen sich die Wege dann aber wieder. Während der Scotch Whisky für mindestens 3 Jahre in einem Fass lagert, wird Rum, wenn überhaupt, nur wenige Monate in einem Fass gelagert, bevor er abgefüllt wird.
Speziell an der Distillery hier in Key West ist, dass absolut nichts industriell automatisiert ist. Deshalb ist das Produktionsvolumen auch dementsprechend gering, dafür ist alles mit viel karibischer Liebe gemacht 😉
Bei der Degustation merkte man auch, dass der Rum nicht einfach irgendwelcher „arme-Leute-Schnaps“ ist (was früher durchaus der Ruf des Getränkes war), aber ich bleibe dann doch lieber beim Whisky 🙂
Aber egal wie sehr sich Key West nach Karibik-Insel anfühlt. Wir sind immer noch in den USA und es ist kurz vor Weihnachten. Und sobald es dunkel wird, erhält man wieder die volle Ladung an Weihnachts-Kitsch!
Gibt doch nichts schöneres, als im Hotelpool unter geschmückten Weihnachtspalmen zu liegen!
Ohne Worte…
Aber eben, je näher Weihnachten rückt, desto näher rückt auch die Heimreise. Aber bevor es soweit ist, geht es wieder zurück aufs Festland. Next Stop: Miami!